DAS GEDICHT - FUNDUS
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30.05.2023
Der Mai
Zartes Grün liebkost die bildschirmgeschundenen Augen.
Als Kuh vom saftigen Grase zu naschen,
wär fürwahr eine Lust.
Mitten hinein tupft Löwenzahn sattgelbe Punkte,
für brummende Hummeln ein Festmahl,
mit Aperitif und Dessert.
Zubereitet an Himmelschlüsseln und Glockenblumen,
verfeinert von Klatschmohn und wildem Jasmin,
mit honigsüßem Abgang.
Am Wiesenrand, gleich hinter den duftenden Schlehen,
geht es bergab, und der sandige Feldweg wird
zu glattem Beton.
Die Netzhaut schreit Error beim Anblick des Rapsfelds,
nur schrilles Gelb und kein Strauch und kein Baum,
bis zum Himmel.
Noch vor dem Flug der samenschweren Kuhblumen-Drohnen
wird lärmend am Straßenrand Unkraut gemäht,
mit Biodiesel vom Raps.
Beim Betreten der Stadt ist der Mai vollends entzaubert,
vier Spalten im Kalender sind so überschrieben
im klimatisierten Großraumbüro.
Man rechnet mit Salden, Prognosen und Börsenverlauf,
hat Hummeln, wenn die Geschäfte nicht brummen, denn
nach der Rechnung wird abserviert.
Am Abend strahlt trockene Hitze vom grauen Asphalt,
auf die Bahn warten müde Gestalten, und zwischen den Gleisen
trotzt eine Pusteblume.
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