GEDICHTE - FUNDUS
Kontaktverbot im Heim 05.02.2022
Neujahrswalzer 31.12.2021
November 28.11.2021
Das große Es 11.09.2021
Ein Corona-Tag 15.05.2021
Osterruhe 23.03.2021
Gerücht von Freiheit 23.02.2021
05.02.2022
Kontaktverbot im Heim
Hans, wo bist du?
Was machen die fremden Leute hier?
Geht nach Hause!
Hans, ich hab' Durst.
Will nichts zu trinken von dieser Frau.
Ich spucke aus.
Hans, mir ist kalt.
Warum nimmt die meine Sachen weg?
Ich beiße euch.
Hans, das tut weh.
Will kein kaltes Wasser im Gesicht.
Ich schreie laut.
Hans, hörst du mich?
Alles ist dunkel und still. Wie schön.
Bin ich jetzt tot?
Hans!
31.12.2021
Neujahrswalzer
2021
Mit einem Walzer
in unserer Küche
das Neujahr begrüßt.
Trotz strikten Verbotes
der Himmel ganz bunt,
ein Feuerwerk blüht.
Die Freunde sind fern,
doch fliegen Wünsche
per Handy im Schwarm.
Rund um den Erdball
liegen sich alle
nur scheinbar im Arm.
2022
Beklommene Frage:
Was ist hier nur Schein
und was wirklich echt?
Ein andrer kann denken,
was mir nicht gefällt.
Ein menschliches Recht.
Augen und Ohren
sind nicht maskiert.
Und die Gedanken, das Herz?
Für uns und die Kinder
ist Liebe gesund,
niemals Hass, Gier und Kommerz.
Mit diesem Walzer
Ins Neujahr getanzt.
Tanzen ist besser als Krieg.
28.11.2021
November
Krähen schwärzen Himmel und Dächer,
in Schwärmen fallen sie ein.
Blätter, noch gestern leuchtend im Lichte,
sind graubrauner Matsch auf nasskaltem Stein.
Nackt und kahl steht die knorrige Eiche
auf längst verlassenem Feld.
Hoch oben im Geäst hockt ein Bussard,
der nach Beute Ausschau hält.
Ich spähe nach Hoffnung in all dem Grauen,
doch Nebel verwehrt mir die Sicht.
Über die Wiese springen leichtfüßig Rehe,
die stört der Novemberblues nicht.
11.09.2021
Das große Es
es braucht Mut
es braucht ein Programm
es braucht Gemeinsinn
es braucht neue Gesetze
es braucht Investitionen
es braucht Zuversicht
es braucht Visionen.
Ich möchte
ES
kennenlernen.
Ein Corona-Tag
Der vermummte Tag entflieht,
Mai-Nebel schleichen übers Feld.
Von gegenüber grüßt ein junger Mann
aus meinem alten Leben,
wie eine Fata Morgana,
nackt im Gesicht.
Falsches Lächeln ist von gestern,
bleibt unter Masken verborgen.
Nur ein echtes mit den Augen
trifft das Gegenüber ins Herz.
Als ich auf den heimischen Hof fahre,
schaut aus dem Küchenfenster das Jetzt.
Herrliche Erdung.
15.05.2021
Osterruhe
Im glitzernden See ruht die Sehnsucht des Sommers,
das kräuselnde Wasser, befreit vom starren Panzer aus Eis.
Schwarz gewandete Blässhühner wippen im Rhythmus der Wellen
und leuchtend gelbe Schnäbel der Rallen wecken Hoffnung auf Gesang.
Die Lerchen schweigen.
Noch immer.
Der Winter geht.
Corona bleibt.
Auferstehen müssen wir selbst
aus den Niederungen des Kleingeists,
aus der Dummheit der Ignoranten,
aus der Angst der Hilflosen.
Kyrieleis.
28.03.2021
23.02.2021
Gerücht von Freiheit
Über Masken ragende Nasen
schlagen mir entgegen wie Windmühlenflügel.
Jedes daraus entwichene Virus
ein Schlag ins Kontor.
Gedankenlos
wollen sie nicht,
dass es ist, wie es ist
und tun so,
als ob da nichts wäre.
Die Engstirnigkeit der Freinasen
untergräbt die Mühen der Weitsichtigen,
einen sicheren Pfad über den steinigen Grat zu finden.
Wie kurznasig.